Jaroslaw Kaczynski kandidiert für Präsidentenamt in Polen

Der bei seiner Mutter lebendeJunggeselle Jarosław Kaczynski, Bruder des bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Präsidenten Lech Kaczynski, wird bei der Wahl eines Nachfolgers für das polnische Präsidentenamt antreten. Das gab der 60-Jährige heute via Internetseite seiner konservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) bekannt. Er wolle das Erbe seines verstorbenen Bruders antreten.
Stellt sich die Frage, ob zum Erbe auch die schwulenfeindliche Position des Bruders gehört. Als Bürgermeister Warschaus hatte dieser zwei Mal einen CSD verboten. Die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch wählte Lech wegen seiner Homophobie 2008 in ihre „Hall of Shame“. Kurz zuvor hatte er erklärt, die Propagierung von Homosexualität würde zum Aussterben der menschlichen Rasse führen.
In seiner Zeit als Premierminister versuchte Jaroslaw Kaczynski bei der EU in Brüssel einen anderen Eindruck seines Landes zu vermitteln. „Ich bitte Sie, die Mythen von Polen als antisemitischem, homophoben und ausländerfeindlichem Land nicht zu glauben“, sagte er im August 2006 in einer Pressekonferenz – und fügte hinzu: „Menschen mit solcher [homosexueller] Präferenz haben volle Rechte in Polen, es gibt keine Tradition der Verfolgung solcher Menschen in Polen.“
In Polen wird seit langem über die Homosexualität des Politikers spekuliert. Die „Süddeutsche“ formuliert es so:
„Immer wieder tauchen auch Gerüchte auf, der Junggeselle sei homosexuell – was er vehement bestreitet. Die PiS-Partei vertritt eine scharfe Homosexuellen-feindliche Position; es machen dazu auch viele Witze die Runde, etwa dass die Kaczynski-Zwillinge aus Abneigung gegen Schwule keinen Käse aus homogenisierter Milch essen.“
Die Wahlen finden am 20. Juni statt.