Mehrheit der „ziemlich bis sehr religiösen“ Muslime akzeptiert Homo-Ehe – eine Mehrheit der nicht-muslimischen Deutschen aber nicht den Islam

Die deutsche Bertelsmann-Stiftung hat eine Sonderauswertung ihres Religionsmonitors zum Thema Islam vorgelegt. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass einer offenen Haltung der hier lebenden Muslime eine zunehmend ablehnende Haltung auf Seiten der nicht-muslimischen Mehrheitsbevölkerung entgegensteht.

Als Lackmustest für eine liberale Haltung der in Deutschland lebenden sunnitischen Muslime gelten der Studie das Verhältnis zum demokratischen Staat und zur Ehe homosexueller Paare.

„90 Prozent der hochreligiösen Muslime halten die Demokratie für eine gute Regierungsform“, lautet eines der Ergebnisse.  Und:

„Einer Heirat unter homosexuellen Paaren stimmen rund 60 Prozent der Muslime, die sich als ziemlich oder sehr religiös bezeichnen, zu.“

Die, die sich selbst als hochreligiös einschätzen, tun dies immerhin noch zu 40 Prozent. In der Türkei findet sich in dieser Gruppe nur eine Zustimmung von 12 Prozent; in der Gruppe der Nicht-/Wenig-Religiösen in der Türkei stimmen 67 Prozent einer Homo-Ehe zu.

„Der geringere Unterschied bei Muslimen in Deutschland kann vorsichtig gedeutet als eine zunehmende Entkopplung von ethisch-moralischen Vorstellungen und der Glaubensintensität interpretiert werden“, so die Bertelsmann-Studie.

Im April 2013 hatte der Religionsmonitor die Zustimmung zur Homo-Ehe unter in Deutschland lebenden Muslimen mit 48 Prozent angegeben. Die Gleichstellung bei der Ehe hatten damals 70 Prozent der Katholiken, 78 Prozent den Protestanten befürwortet. (Zahlen laut epd-Meldung via evangelisch.de)

Doch die dokumentierte offene Haltung der in Deutschland lebenden Muslime wird von der nicht-muslimischen Mehrheitsbevölkerung nur wenig wahrgenommen oder geschätzt. 61 Prozent der Bundesbürger sind, laut der aktuellen Sonderauswertung der Studie, der Meinung, der Islam passe nicht in die westliche Welt. Eine wachsende Zahl, 57 Prozent, hält den Islam „sehr“ oder „eher“ bedrohlich. 24 Prozent fordern einen Stopp der Zuwanderung von Muslimen. Damit habe die Ablehnung des Islam in den letzten beiden Jahren deutlich zugenommen.

„Von den über 54-Jährigen fühlen sich 61 Prozent durch den Islam bedroht, von den unter 25-Jährigen hingegen nur 39 Prozent. Die Angst ist zudem am stärksten dort, wo die wenigsten Muslime leben. In Nordrhein-Westfalen, wo ein Drittel von ihnen wohnt, fühlen sich 46 Prozent der Bürger bedroht. In Thüringen und Sachsen,wo kaum Muslime leben, äußern das 70 Prozent.“

Wer den Islam trotz prinzipieller Offenheit für religiöse Vielfalt ablehne, unterstelle dem Islam eine mangelnde Toleranz und wolle so die Ausgrenzung des Islams rechtfertigen, vermutet die Studie.
Die Studie hält mangelnde Kontakte und Begegnungen mit Muslimen für eine der Ursachen für das Negativ-Bild. „Derzeit hat aber nur ein Drittel der Bürger überhaupt Kontakte zu Muslimen; in Ostdeutschland hat sogar nur jeder Zehnte Freizeitkontakte zu Muslimen.“ Einzelne Kontakte und positive Erfahrungen würde häufig als Ausnahmen bewertet und nicht auf Muslime / den Islam insgesamt übertragen.
Die Sonderauswertung „Islam“ basiert auf Ergebnissen des Religionsmonitors der Bertelsmann-Stiftung. Dafür wurden zwischen Oktober und Dezember 2012 14.000 Personen in 13 Ländern zu ihrer persönlichen Religiosität, ihren Werthaltungen und dem Verhältnis von Religion, Politik und Gesellschaft repräsentativ befragt. Im Rahmen einer Emnid-Umfrage wurden zudem im November 2014 Daten zur Islamwahrnehmung der deutschen Bevölkerung neu erhoben. / RH

3 Kommentare zu „Mehrheit der „ziemlich bis sehr religiösen“ Muslime akzeptiert Homo-Ehe – eine Mehrheit der nicht-muslimischen Deutschen aber nicht den Islam

  1. Dazu sollte man auf Gaywest im Artikel „Es ist entscheidend“ den Kommentar von „mitm“ lesen, der sehr sauber zwischen Islam und Muslimen trennt und beides meiner Meinung nach perfekt definiert.

  2. Da „gaywest“ mein Blog nicht verlinkt und umgekehrt, möchte ich dortige Auslassungen nicht kommentieren. Allein aufgrund deiner obigen Anmerkung würde ich bemerken, dass meine kleine Lebenserfahrung sagt, dass es diese „sauberen Trennungen“ nur intellektuell theoretisch gibt, diese aber im Amalgam, das das gelebte Leben ausmacht, so nicht zu finden sind.

  3. Meine Lebenserfahrung zeigt mir z.B., dass die kath. Kirche mich hasst, dieser Hass aber von den meisten Katholikern, die ich kenne, nicht geteilt wird. Das ist die saubere Trennung, die zu machen ist.

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