Homosexuellen-Mahnmal erneut beschädigt

Der Berliner Tagesspiegel berichtet von einer erneuten Beschädigung des Mahnmals für die von den Nazis verfolgten Homosexuellen. Die Sichtscheibe, durch die man ein sich küssendes Männerpaar sehen kann, wurde zerkratzt.
Von den Tätern fehle jede Spur.
Entsinnen wir uns noch jener Empörung, die der erste Anschlag Mitte letzten Jahres auslöste? Der zweite lag Anschlag machte den Bundespräsidenten Köhler betroffen. Und nun? Zeit, sich daran zu gewöhnen! Es wird nicht der letzte Anschlag sein, es wird auch keinen besseren Schutz des Mahnmals geben. Er ist auch von den beiden Künstlern Elmgreen und Dragset, die das Mahnmal entworfen haben, nicht erwünscht. „Das Mahnmal wird – zum Glück! – nicht bewacht. Es hat eine Menge mediale Aufmerksamkeit erfahren, als es eröffnet wurde. Und es ist ein akzeptierter Teil der Stadt geworden. Natürlich wird sich irgendjemand davon provoziert fühlen, der dann glaubt, er müsste irgendwie zeigen, dass er anders denkt. Aber natürlich war dieser Angriff auf das Mahnmal ziemlich dämlich: denn danach wurde es noch mehr beachtet, es wurde noch mehr darüber geschrieben und noch mehr Leute wurden so darauf aufmerksam gemacht. Der Effekt war also kontraproduktiv. Und ich finde es sowieso besser, wenn diese Leute das Mahnmal kaputtmachen, als wenn sie schwule Männer angreifen. “ (Interview in Cicero)
Ich bin nicht der Meinung der beiden und finde vor allem den letzten Satz von einem leichten Zynismus, der mir unangenehm ist. Zumal er auch falsch ist: Das Mahnmal wird weiterhin beschädigt werden und zugleich werden weiterhin schwule Männer angegriffen werden. Ich glaube, dass sogar der Umkehrschluss der Wahrheit näher kommt. Am Mahnmal wird nur geübt, was man dann später an Menschen in die Tat umsetzen wird. Schließlich wissen der/die Täter, dass außer ein wenig Rauschen im Blätterwald keine weitere Strafverfolgung zu fürchten ist.

2 Kommentare zu „Homosexuellen-Mahnmal erneut beschädigt

  1. ich denke in der von dir zitierten aussage von elmgreeen/dragset steckt der richtige und wichtige gedanke, dass mit den beschädigungen des homo-mahnmals homophobie und ihre folgen endlich auch breit und öffentlichkeistwirksam erlebbar werden.
    wenn zwei homos im park verprügelt werden, wird das wohl nie anlass für eine erwöhnung in der rede des bundespräsidenten sein – wohl aber der anschlag auf ein denkmal, das immerhin der bundestag in auftrag gegeben hat (ähnliches gilt für die mediale wahrnehmung, pressebrrichte etc).
    insofern nimmt das denkmal hier m.e. eine äußerst wichtige funktion wahr – und funktioniert, wenn auch in solchen momenten auf traurige weise

  2. Als viel wichtiger erachte ich die Schlussfolgerung, dass JEDE neue Generation auch von neuem wieder gegen Rassismus, Homophobie, Sexismus und Antisemitismus „therapiert“ werden muss.
    Wir werden uns niemals damit trösten können, dass „ES“ jetzt ausgestorben sei…

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