Stonewall Reenactment – Berliner CSD-Organisatoren wollen Unruhen von 1969 nachstellen

Stonewall_Inn_1969Um ihre Idee einer Umbenennung des Christopher Street Days in Stonewall Parade durchzusetzen, werden die Organisatoren der einst stolzen Demonstration immer erfinderischer. Jetzt soll ein „Stonewall Reenactment“ helfen, der bislang eher widerborstigen Berliner Community den Gedanken schmackhaft bzw. spürbar zu machen. Am Wochenende vor der Parade, am 14. Juni, sollen an der Kreuzung Fugger-/Welserstraße die Ereignisse von 1969 rund um die New Yorker Kneipe Stonewall nachgestellt werden.

Wie gewohnt, gibt sich Robert Kastl, Premium-Chef des Orga-Teams, geheimnisvoll: Er könne noch nicht allzuviel verraten, um den Leuten den Spaß nicht zu nehmen. Nur soviel sagt er: „Die jungen Schwulen und Lesben wissen doch gar nicht mehr, was der Stonewall Aufstand war und warum er so wichtig für unsere Geschichte ist. Wir helfen ihrem dürftigen Wissen auf die Sprünge.“

Scheinbar konnte man sich die leere Eckkneipe an der Kreuzung (immerhin einst die legendäre Lederkneipe Knast) sichern. Am Abend des Reenactments wird dort der Schriftzug „Stonewall“ angebracht sein. Dort sollen sich einige ehemalige Schwestern vom Orden der perpetuellen Indulgenz und einige der Stricher nahegelegener Kneipen des Szeneviertels aufhalten. Mitglieder vom Berliner Fetischverein BLF sollen den Part der Polizisten übernehmen, die die Razzia in der Kneipe durchführen.

Robert Kastl vom Orga-Team lässt es sich in seiner gewohnt provozierenden Art, die ihm schon den Namen Spree-Putin eingebracht hat, nicht nehmen, noch eine spezielle Idee zu verkünden. In Zusammenarbeit mit der Berliner Polizei habe man erreicht, dass an mindestens fünf Abenden zuvor Razzien in den umliegenden schwulen Kneipen Schönebergs , aber auch in Friedrichshain durchgeführt werden. „Das wird die Community sensibilisieren, dass wir es ernst meinen!“, sagt er. „So kriegen die jungen Homosexuellen mal mit, wie sich Einschüchterung anfühlt.“

Für den eigentlichen Abend des Stonewall-Reenactments gäbe es jetzt schon großes Interesse. Ob auch Klaus Wowereit oder Stefan Evers von der CDU kommen werden, wird Kastl auf der Pressekonferenz gefragt. „Diese miesen Verbrecher suchen wir ja sowieso steckbrieflich“, lacht Kastl und spielt damit auf eine Fotomontage an, in der die Organisatoren ihre Gegner als Verbrecher mit schwazen Balken über den Augen porträtierten. „Dann können wir sie gleich festnehmen und es denen mal knüppelhart zeigen.“ Auf Nachfrage weist Kastl darauf hin, dass die Äußerung als Spaß zu verstehen ist.

Während der gesamten Dauer des Reenactments soll es wegen der gezeigten Gewalt und dessen hasserfüllten Charakters psychologische Betreuung für Schwule geben, die keinen Spaß verstehen. Im Gespräch sind Komiker Hape Kerkeling und der Rapper Bushido.

Nachtrag: Bitte das Datum des Textes (1.4.) beachten.

8 Kommentare zu „Stonewall Reenactment – Berliner CSD-Organisatoren wollen Unruhen von 1969 nachstellen

  1. Hallo, Nachstellen und die Historie in Erinnerung zu bringen, ist immer gut. Aber einen Namen, welcher seit Jahren Bestand hat – es ist immer falsch diesen umzubenennen…

  2. Ich als eine „aktivistin der ersten stunden“, berlin anno 1973, empfinde diese aktion als absurdes spektakel. Wir können den jungen lesben und schwulen unsre damaligen erfahrungen/erlebnisse doch viel besser auf dem weg der „oral history“ sprich mundpropaganda o.ä.vermitteln..
    Wenn, dann würd ich nur als fundi hinrollen und für unsren guten alten CSD plädieren!

  3. Ich bringe aus Köln ein paar Pro-Köln Stadträte mit ein, dann wird das ganze realistischer und praxisnaher (-;

    1. Kreisch! Und ich habs bis dato nicht gemerkt und mich entsetzlich uffjeregt.. Au weia! Das ist mir noch nie passiert..

  4. Es gibt leider immer wieder junge Männer und Frauen, die so neben den Realitäten leben, dass sie sehr gerne selber und unzensuriert wissen wollen, wie sich „dies und jenes“ anfühlt. Denn irgendwann kommen Medien und Virtualität nicht mehr „nahe genug“ daran heran…

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