Archive for the 'Kunst' Category

Vom Schwulsein inmitten des täglichen Horrors – Douglas Stuarts Roman „Young Mungo“

Cover_YoungMungoIn seiner Drastik hat der Roman „Young Mungo“ viel von einem Horrorroman. Nicht von der Sorte, in der irgendwelche paranormalen Dinge geschehen und allerlei Unwesen ihren Spuk treiben. Viel eher ist es bei Douglas Stuart der Horror des alltäglichen, menschlichen Zusammenlebens, der einen das Fürchten lehrt: die „Normalität“ des Wechselbads aus Glück und Angst, die „Selbstverständlichkeit“, mit der Menschen, deren Sehnsüchte bereits zerstört wurden, die Sehnsüchte anderer zerstören. Also jener Horror, wenn sich der Einzelne von höchst realen, gesellschaftlich-politisch wie ökonomisch geschaffenen Zuständen (Dämonen?) wie Armut, Arbeitslosigkeit, Alkohol, Perspektivlosigkeit verfolgt sieht. Man kann lange Zeit scheinbar gut und unbehelligt leben, das schleichende Unwohlsein ignorieren, aber irgendwann trifft es einen doch. Die Leichen im Keller sind auch in „Young Mungo“ nicht nur metaphorisch gemeint, und wie in allen modernen Horrorgeschichten sollte man sich nicht allzu sehr auf den Schutz einst heiliger Dinge verlassen.

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Das Versprechen der Liebe – Filmkritik zu „Das Blau des Kaftans“

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Das Blau des Kaftans erscheint in vielerlei Hinsicht zunächst wie ein sehr konventioneller Film – dies trotz oder vielleicht auch gerade wegen seiner „queeren“ Dreiecksbeziehung. Wobei das „queere“ ein wichtiger, aber vielleicht nicht der wichtigste Aspekt darin ist. Zunächst und eigentlich geht es um die Beziehung zwischen dem Schneider Halim und seiner Frau Mina (sinnlich und intensiv gespielt von Saleh Bakri und Lubna Azabal). Die Art der Beziehung geht möglicherweise weit über das hinaus, was durch sexuelle Kategorien erfasst werden kann. Die beiden betreiben seit vielen Jahren in der Medina (Altstadt) von Salé in Marokko einen traditionellen Laden für Kaftane. Hinzu tritt der Lehrling Youssuf (Ayoub Missioui). Der guckt seinen Meister mit großen Augen verträumt an, und so ist das eine Geheimnis des Films schnell offensichtlich: die Homosexualität von Halim und Youssuf.

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„Ohne Scham und Gedruckse“ – In der „Operette für zwei schwule Tenöre“ hat sich die Frage, ob wir Schwulen mitgemeint sein könnten, erledigt

Operette-für-zwei-schwule-TenöreEinen wunderbaren Operetten-Abend kann man derzeit im BKA-Theater in Berlin erleben. Und gleich vorneweg für alle, die sich nach dieser Besprechung ziemlich sicher das Vergnügen ebenfalls gönnen wollen: Wer momentan in Berlin ist, hat bis 17. Oktober noch die Gelegenheit. Alle, die momentan nicht in Berlin sind (und solche gibt es, wie man unter anderem in der Operette erfährt), können in die Langzeitplanung gehen: Gleich im neuen Jahr gibt es weitere Termine – 19. Januar bis 6. Februar 2022 – für die „Operette für zwei schwule Tenöre“.

Viel unbezahltes Stadtkulturmarketing, aber in diesem Fall muss es sein. Die vom Nollendorfblogger Johannes Kram (Text) und dem langjährigen Malediva-Pianisten Florian Ludewig (Musik) geschriebene Operette ist in ihrer kleinen Form ganz groß und ziemlich schwul. Es geht – Achtung: total geheimer Spoiler! – um …

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Ablenkungsmanöver – Warum der Ärger über Gabalier und Polunin richtig ist, aber möglicherweise auch die Ursachen verfehlt

Gabalier, Polunin, WDR 5 … die faschistoid-homophobe Selbstverständlichkeit feiert neue Urstände in Kultur und Medien und wird bagatellisiert. Wie immer empört man sich – was soll man auch sonst tun? Das Folgende sind unfertige Gedankenfragmente, entstanden aus dem Bedürfnis, mich zwar an aktuellen Geschehnissen abzuarbeiten, aber nicht der Versuchung zu erliegen, sie zur Ursache von tiefer liegenden Veränderungen zu machen.

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Räume des Begehrens und Aufbegehrens – Zu zwei Ausstellungen im Schwulen Museum*

„Schmutziger“ Sex in engen Pissoirs und „reine“ Gedanken in der akademischen Welt. Was beides verbindet, das zeigen zwei Ausstellungen im Schwulen Museum* in Berlin …

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„Marvin“ gewinnt den Queer Lion

„Marvin“ ist inspiriert von der auch hierzulande breit rezipierten Erzählung „Das Ende von Eddy“ von Édouard Louis. Erzählt wird im Film die Geschichte eines jungen Mannes, der in einem ländlichen Dorf in den Vogesen aufwächst, der zuhause missbraucht und in der Schule wegen seines Schwulseins gemeobbt wird. Marvin kann sich aus dieser Umgebung lösen. Er zieht nacht Paris, wo er unter anderem auf Isabelle Huppert trifft (gespielt von Isabelle Huppert selbst!). Dort kann er seine traumatischen Erfahrungen letztlich kreativ nützen, um ein Künstler zu werden.

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„Love is Love“: Anthologie in Erinnerung an Orlando-Attentat für Comic-Preis nominiert

Die Comic-Anthologie „Love is Love“ in Erinnerung an die Opfer des Massakers im Puls-Club in Orlando ist für den Will Eisner Award 2017 in der Kategorie Beste Anthologie nominiert.

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