Mit einer verkürzten Marschroute und unter massivem Polizeischutz fand am Samstag der Europride in Belgrad statt. Nachrichtenagenturen geben die Zahl der Teilnehmer*innen mit „etwa 1.000“ an. Bei Auseinandersetzungen der Polizei mit rechts-nationalistischen, homophoben Gegnern am Rand der Demonstration soll es zahlreiche Festnahmen gegeben haben.
Im Vorfeld hatte es – auch von der EU – massive Kritik am Verbot des Europride durch den Innenminister Aleksandar Vulin, dem eine Absage durch den serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic vorausgegangen war, gegeben. Wenig hilfreich war die lesbische Premierministerin des Landes, Ana Brnabic; sie hatte das Verbot des EuroPride wegen „Sicherheitsbedenken“ unterstützt. Sie wurde übrigens vor Kurzem vom Präsidenten erneut für ihren Posten nominiert. Ein „kalkuliertes Signal“ heißt es in einem lesenswerten Beitrag der „Deutschen Welle“. Dadurch wolle EU-Kandidat Serbien sich „einen LGBTQ-freundlichen Anstrich“ geben. Innenpolitisch dagegen rückt das Land nach rechts, sucht die Annäherung an Moskau. Dieser Kurs und das damit einhergehende Schüren von Hass auf LGBTQ* wird von der serbisch-orthodoxen Kirche unterstützt. Vielfach gab es in den letzten Wochen homo- und transphobe Demonstrationen.
Bleibt die Frage, der die deutsche politische Community gerne ausweicht: Soll ein Land wie Serbien in die EU? Würde eine Mitgliedschaft eine Verbesserung der Menschenrechtslage bringen oder die Zahl der Mitgliedsstaaten, die – wie etwa Polen und Ungarn offen homo- und transsexuellenfeindliche Politik betreiben – nur erhöhen und letztlich die liberale Politik der EU dauerhaft untergraben?
Nachtrag (So., 18.9.): „Tagesspiegel/Queerspiegel“-Journalistin Nadine Lange twittert, sie und eine Freundin seien auf dem Rückweg vom Europride niedergeschlagen worden. Albanische Aktivist*innen seien „noch schlimmer angegriffen“ worden. Siehe dazu „Tagesspiegel“: „Attacken auf Teilnehmende bei Europride-Parade in Belgrad“
Weitere Quellen/Links:
Queer.de: „Dutzende Festnahmen am Rande von Europride-Demo in Belgrad“
tagesschau.de: „Europride unter Polizeischutz“