Mit einer knappen 5:4 Mehrheit hat der Oberste Gerichtshof der USA heute ein Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe für verfassungswidrig erklärt. Damit muss in allen 50 Bundesstaaten die Ehe für schwule und lesbische Paare ermöglicht werden. 2004 hatte Massachussetts als erster amerikanische Bundesstaat die Ehe für Schwule und Lesben legalisiert, zuletzt hatten 37 Bundesstaaten die Ehe geöffnet.
Ausdrücklich verwarf Anthony Kennedy für die Gerichtsmehrheit auch das Argument, die Definition der Ehe gründe auf der Möglichkeit, Kinder zu zeugen. Kennedy sagte auch den denkwürdigen Satz, laut „Advocate“, dass es ein Wesenszug der Ungerechtigkeit sei, dass wir sie nicht immer in unserer eigenen Zeit erkennen würden.
John Roberts, einer der Richter, die gegen die Entscheidung gestimmt hatten, bezweifelt die Zuständigkeit des Gerichtshofes: Man sei kein Gesetzgeber. Dem wurde entgegengehalten, dass eine Gesetzgebung, die Homosexuellen ein Recht bewusst vorenthalte, eine Diskriminierung von Schwulen und Lesben sei.
US-Präsident Barack Obama nannte die Entscheidung einen großen Schritt auf dem Weg zur Gleichstellung.* Evan Wolfson, Gründer der Initiative „Freedom to Marry“ sagte, laut „The Guardian“, an einem Tag, da Fairness, Liebe und viel harte Arbeit zum Erfolg geführt hätten, dürfe gefeiert werden – „auch wenn an vielen Fronten noch viel getan werden müsse“. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) spricht in einer Pressemeldung von einem historischen Tag für die Rechte von Lesben und Schwulen in den USA. „Das Urteil des Supreme Courts hat globale Strahlkraft für gleiche Rechte, Vielfalt und Respekt. Kanzlerin Merkel führt mit ihrer Weigerung, die Ehe zu öffnen, Deutschland weiter in die Isolation gegenüber der westlichen Wertegemeinschaft.“ Mit einer Ehe-Öffnung wolle man keine Sonderrechte, sondern Gleichstellung.
* Aus Anlass der heutigen Entscheidung wurde das Twitter-Profilbild des Weißen Hauses durch ein White House in Regenbogenfarben ersetzt. Ein kleines, aber nettes Zeichen, das Kanzlerin Merkel niemals in den Sinn käme!
Es wird weder Pech und Schwefel regnen, noch wird sich die Erde auftun, noch sich die Tore der Hölle öffnen und keiner wird sich in Sack und Asche hüllen und alle werden wir der Normalität einen Schritt näher sein.