Mit Sorge betrachtet der Bund der lesbischen und schwulen JournalistInnen (BLSJ) die Entwicklungen auf dem schwul-lesbischen Pressemarkt und reagiert mit fünf Thesen zur Situation des Pressemarktes. Die lesbisch-schwule Presse sei ein kulturelles Gut, heißt es gleich zu Beginn, das nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden dürfe. Ein starker wirtschaftlicher Druck und ein zunehmender Konzentrationsprozess dürften nicht zu einer „Verkümmerung der journalistischen Qualität“ führen.
Besonders skeptisch sieht man beim BLSJ die Gratiskultur und den Abdruck von PR-Artikeln in schwul-lesbischen Magazinen. Guter Jornalismus koste Geld. Die Verlage fordert man auf, ihre Journalisten angemessen zu bezahlen. „Eine qualitativ hochwertige lesbisch-schwule Presse kann auf den allermeisten Märkten nur dann überleben, wenn die Gratiskultur auf den Prüfstand gestellt wird. Dafür braucht es einerseits Angebote, für welche die Leserschaft gerne Geld bezahlt. Andererseits braucht es dafür aber auch eine Wertschätzung und ein Bewusstsein der Leserinnen und Leser für Qualitätsjournalismus“, so BLSJ-Vorstand Markus Bechtold.
Hintergrund für die Intervention des BLSJ ist u.a. die Übernahme der lokalen Magazine „Gab“ (Frankfurt), „rik“ (Köln) und „Exit“ (Düsseldorf /Ruhrgebiet) durch die Berliner Blu-Mediengruppe im Sommer diesen Jahres. Angesichts der wirtschaftlichen Situation des Pressemarktes allgemein seien solche Konzentrationen unvermeidlich. „Die Chance der Bündelung überregionaler journalistischer Kompetenzen liegt darin, Ressourcen und Freiräume für die regionale Berichterstattung zu schaffen“, heißt es beim BLSJ. Man könne diese Fusion aber auch als letztes Aufbegehren der Verlage begreifen, mit der journalistischen Gratiskultur in Deutschland Geld zu verdienen.
Immer häufiger würden kostenlose Magazine Party- und Lifestyle-Tipps publizieren, die sich gut vermarkten und mit Anzeigen der Anbieter verbinden ließen. Ebenso wichtig seien aber journalistisch aktiv recherchierte Themen, um „ein Bewusstsein für vorhandene gesellschaftliche und ökonomische Probleme und Benachteiligungen von Lesben, Schwulen und Bisexuellen zu schaffen und die Vielfalt ihrer Lebenswelt und die Entwicklung neuer Lebenswege aufzuzeigen“.
„Der BLSJ appelliert an Journalisten und Verleger, aktiv Themen wie beispielsweise ‚Benachteiligung im Steuerrecht‘, ‚Homosexuelle im Alter‘, oder ‚Leben mit HIV‘ zu verfolgen. Die Leserinnen und Leser ermuntert der BLSJ hingegen, kräftiger mitzumischen, indem sie klar sagen, welche Themen sie interessieren und worüber sie mehr erfahren wollen.“
Link: „Vielfalt lesbisch-schwuler Presselandschaft nimmt ab“ – 5 Thesen / Internetseite BLSJ
„Verkümmerung journalistischer Qualität“ BLSJ sorgt sich um lesbisch-schwule Presse
Published Dezember 5, 2012 Aktuell , bisexuell , gay , Gesellschaft , Journalismus , Kultur , lesbisch , LGBT , queer , schwul , Transgender , Wichtiges schneller bei SamstagisteinguterTag! GeschlossenSchlagwörter: BLSJ